INHALT
Warum dir Pausen wichtig sein sollten
Warum Pause machen so schwer fällt ...
... und uns Kriegsenkel*innen besonders
Merkst du, wie sehr du den ganzen Tag hinter dir selbst herrennst? Hinter dir und deinen Aufgaben, hinter dir und deinen Ansprüchen, hinter dir und den Ansprüchen der anderen?
Alte Glaubenssätze – besonders in Flüchtlingsfamilien
Wozu wir Pausen brauchen
Das Leben folgt einem Rhythmus
Die Natur macht es uns vor: sie folgt einem Rhythmus. Von Tag und Nacht. Von Aktivität und Ruhe. Von Geben und Nehmen. Die Pflanzen blühen im Sommer, ziehen sich in den Boden zurück im Winter. Ein Hund nimmt sich genau den Schlaf, den er braucht. Und wir, was machen wir?
Ohne Entspannung kollabiert unser Nervensystem
Ein Zeichen für Dauerstress. Wir sind so dran gewöhnt, dass es vielen von uns gar nicht auffällt. Bis Körper und Seele sich ganz laut melden: Mit Kopf- und Rückenschmerzen, mit Schlaflosigkeit und Wortfindungsstörungen, mit Gedankenkreisen und Weinkrämpfen aus heiterem Himmel.
Die Lernpause –
wozu sie gut ist und was wir von ihr lernen können
Etwas sacken lassen – kennst du das? In unserer Jugend hofften wir, die Vokabeln morgens zu können, wenn wir sie nachts unters Kopfkissen gelegt hatten. Im Prinzip eine hervorragende Idee, vorausgesetzt wir haben vorher mal zwei Lernrunden gedreht mit eben diesen Vokabeln.
Denn dann kann Pause machen Wunder wirken. Warum? Weil unser Gehirn Ruhe braucht, damit Datenbahnen sich neu verknüpfen können. Das wirkt beim Jonglieren und Gedicht auswendig lernen ebenso gut. Pause machen – das hilft auch bei der Verarbeitung aller Eindrücke (da steckt übrigens das Wort Druck drin!) des Tages.
Pause machen hilft dir beim
- Innehalten
- Sacken lassen
- Reflektieren und Verarbeiten von Eindrücken
- Rauskommen aus dem Funktionsmodus hin zu dir selbst
- Vermindern von Reizen
- Wahrnehmen deines eigenen Körpers
- Wahrnehmen deiner eigenen Bedürfnisse
Die große Pause: guter Nachtschlaf
Hier zwei Links zum Thema „Guter Schlaf“
Was passiert bei Dauerstress?
Der Jo-Jo-Effekt
Nur geht’s jetzt schneller bis du wieder in die Erschöpfung fällst oder dein Körper sich auf andere Art meldet, um dich zu fragen „Willst du oder kannst du mich nicht verstehen?“ Nein, als Kriegsenkel*innen können wir ihn eben leider oft nicht verstehen, weil wir das nie gelernt haben.
Du nimmst deine eigenen Bedürfnisse nicht wahr
All dies geschah vollkommen unbewusst. Sowohl von Seiten unserer Mütter als auch von Kinderseite. Es ist ein klassisches Kriegsenkel-Symptom, Parentifizierung heißt der Fachbegriff. Schon in frühester Kindheit kommt es so zur Überforderung durch eine Umkehrung der emotionalen Fürsorge. So sind wir zu wahren Kümmerer-Expert*innen geworden. Und nicht selten sehr erfolgreich in Berufen, in denen Empathie eine große Rolle spielt. (Hier findest du mehr zum Thema Parentifizierung)
Voll ausgebremst: Du wirst krank.
Mit diesen 3 Tipps entkommst du der Stress-Falle
Tipp 1: Nimm dich wichtig
Zuallererst musst du die Entscheidung treffen: Ja, ich will mich um mich kümmern. Ich bin der wichtigste Mensch in meinem Leben. Falls das für dich ungewohnt klingt, lies es einfach noch einmal in Ruhe: Ich. Bin. Der. Wichtigste. Mensch. In. Meinem. Leben. Es ist dein Leben. Es nützt niemandem in deinem Umfeld, wenn es dir schlecht geht. Darum: Entscheide dich ab sofort: Ja, ich will lernen, wie das geht mit dem Pause machen.
Tipp 2: Etabliere 3-Minuten-Pausen
Es geht jetzt erstmal nur um eine ganz kleine Pause. Maximal 3 Minuten, nicht länger.
Mini-Pause machen - so geht's
Du wendest dich von dem ab, was du gerade tust.
Und wendest dich dir zu.
Du lauschst in dich hinein und fragst dich:
- Was fühle ich gerade in meinem Körper?
- Was erlebe ich gerade emotional?
- Welche Qualität haben meine Gedanken?
- Was könnte mir jetzt guttun?
Was auch immer das Ergebnis ist, es geht nicht darum, es zu bewerten. Sondern nur darum, es wahrzunehmen. So wie es jetzt im Augenblick ist. Nur darum geht es: Dich selbst spüren.
Und dir dann – wenn du magst – etwas Gutes tun. Das muss nicht groß sein: ein wenig recken und strecken, ein paar Schlucke Wasser trinken, eine halbe Minute vom offenen Fenster aus in den Himmel schauen und die Wolken beobachten. Nur was ganz Kleines.
Tipp 3: Finde deinen eigenen Rhythmus
4 Fehler und wie du sie vermeidest
Fehler 1: Pause als To do
Fehler 2: Kläffender Schweinehund
Fehler 3: Ungeduld
Sei gnädig mit dir. Es ist noch kein*e Pause-machen-Meister*in vom Himmel gefallen. Fang klein an, ein-, zweimal am Vormittag. Und dann noch zwei Mini-Pausen am Nachmittag. Vielleicht stellst du dir einen Handy-Wecker zur Erinnerung? Und wenn es heute nicht geklappt hat, startest du morgen einfach einen neuen Versuch. Und dann steigerst du ganz langsam die Anzahl der Mini-Pausen. Für dich. Nur für dich. Damit es dir am Ende besser geht.
Fehler 4: Heimlichtuerei
Auszeit
Wenn du mit deiner Mini-Pause so richtig warm geworden bist, dann plane bald mal eine größere Pause ein. Eine Auszeit vom Alltag. Ein Date mit deiner neuen Freundin namens Pause, der großen Schwester der Mini-Pause. Und grüß beide ganz herzlich von mir!
5 Antworten
Liebe Susanna,
voll erwischt.Kopfkino…
Ja, so wurde ich als Kriegsenkelin auch erzogen: Leistung, immer was Sinnvolles machen, nicht trödeln, schon gar nicht Löcher in die Luft starren. Einfach nichts tun – wo kommen wir denn da hin? Wo es doch noch so viel zu tun gibt? Und wenn wir was tun, muss es den Maßstäben anderer standhalten.
Wie gut, dass ich oft genug selbst entschieden habe, was gut für mich ist. Das fand ich übrigens immer dann raus, wenn ich mir eine AusZeit (Pause) genommen habe und auf meinen Bauch gelauscht habe. Der hatte glücklicherweise auch noch ein Wörtchen mitzureden.
Danke für deinen Schubser. Muss jetzt Pause machen. Ich möchte mal wieder, so wie früher als Kind, einfach so Kastanien sammeln und durch bunte raschelnde Ahornblätter waten.
LG, Martina
Ach ja, Kastanien sammeln, herrlich! Da kann man einfach super abschalten.
LIebe Susanne,
auch wenn ich es aus einer ganz anderen Perspektive betrachte – ich bin total bei dir und finde deine Inspirationen einfach wunderbar.
Pausen sind sooo immens wichtig!
VIele Jahre habe ich sie mir selbst nicht zugestanden – ich wurde von einer Kriegsgeneration erzogen 😉.
Ich würde gern noch ergänzen, dass Bewegung sehr häufig ganz besonders gut hilft, z.B.
– als meditatives Gehen,
– Kraftsport zum Auspowern,
– Yoga, um besser zu sich zu kommen
oder was immer jeden anspricht.
Es gibt wirklich für jeden eine geeignete Bewegungspraxis, die in der Lage ist, den Kopf schnell mal frei zu bekommen.
Absolut! Dazu fällt mir ein Postkarten-Spruch ein, den ich sehr mag „Was uns bewegt, hält uns lebendig“. Das ist dann nämlich der Benefit aus der Bewegung: Mich lebendig fühlen!
Liebe Susanne,
ich habe vor einiger Zeit das wunderbare Verb „nixen“ kennen gelernt. Auf meinen fragenden Blick erklärte mir eine Frau „Oft wenn ich meinen sehr entspannt wirkenden Mann frage, was er denn gerade so macht, antwortet er „nix“. Daraus habe sie für sich gelernt, das auch für sich in Anspruch zu nehmen und sich zum Nixen aufs Sofa, die Gartenliege oder einen anderen schönen Ort zurück zu ziehen.
In diesem Sinne: fröhliches Nixen!